Mittwoch, 21. Juli 2010

Dieser Blog ist umgezogen

Liebe Leserinnen und Leser,

Das di.gi.arium 2010 ist umgezogen und wird hier nicht mehr fortgeführt. Einträge ab dem 21. Juli 2010 findet ihr jetzt hier: www.schwungkunst.de/wordpress. Bitte Bookmarks oder RSS-Feeds entsprechend ändern, wenn ihr weiter mitlesen wollt.

U[m/n]gezogen grüßt: ögyr

Di, 20.7.10 (Mi, 21.7.10, 22:55): Umzug

Weiter an der Wordpress-Installation. schwungkunst.de ist jetzt auf neuem Provider wieder online. 1,24 Gigabyte hochgeladen (wozu man das Webpaket bei manitu.de auch erstmal noch von 1 GB auf 3 GB aufbohren musste), die gesamte Site neu installiert. Dann Wordpress hochgespielt, MySQL-Datenbank eingerichtet, schon funzt es. Klasse! Aber dann muss der digiariums-Blog von schwungkunst.twoday.net hierher ins Wordpress umgezogen werden, was einige Wordpresswehen erfordert, bis ich das alte Blog abnabeln kann. Importieren funzt easy, aber dann muss man alle 199 Einträge per Hand von "Entwurf" auf "Veröffentlicht" setzen. Zwar gibt's dazu so ein MySQL-Tool, aber das verstehe ich nicht und also klappt's nicht. Und die Kommentare lassen sich auch nicht so einfach übertragen. Waren aber eh nur drei oder vier - naja, die sind dann halt weg. Egal, auf später verschoben.

Denn jetzt geht's erstmal zum Interview mit MC Winkel über seinen Blog für die "Kiel bloggt"-Serie. Auch hier wieder langes Palavern, wissensdurstig. Und "voll im Film", weil ich am eigenen Blog bastel. Die Arbeit an den Produktionsmitteln ist also kongruent oder auch selbstähnlich zur Schaffung des "Contents", somit geradezu unentfremdet.

Ab morgen also posten nur noch dort (den Blog bei podspot führe ich parallel dennoch fort, weil der bei www.litblogs.net gefeedet wird). Aber der Blog bei twoday.net endet hiermit, wird nunmehr unter www.schwungkunst.de/wordpress weitergeführt.

Umzug fertig.

Mo, 19.7.10 (Mi, 21.7.10, 22:19): Offline-Verschleppung

Bin irgendwie offline wegen der Provider-Umstellung von schwungkunst.de von 1&1 zu manitu.de. Und das hemmt das Schreiben, genauer: verschiebt es. Noch genauer: Guter Grund, nichts zu schreiben.

Nachmittags weiter Recherche zu "Kiel bloggt": Bei Svenja-and-the-City. Langes Gespräch. Kaffee getrunken. Noch beduselt von der Nacht davor bin ich seltsam aufnahmefähig, zuhörig. Danach, durch die brütende Hitze nachhause wankend, erschöpft, kurz hingelegt. Nur nochmal kurz auf, um den Fortgang des Provider-Wechsels zu checken. schwungkunst.de ist jetzt ganz weg. Wieder hingelegt und nicht wieder aufgewacht in dieser Nacht.

Montag, 19. Juli 2010

So, 18.7.10 (Mo, 19.7.10, 7:26): Descartes 2.0: Ich blogge, also bin ich!

Die Netznische, in die man postet - und die erweiterte, interessierte, ja, liebende Nische der Freunde von damals. Nachmittags los nach Möltenort, wo G.N. (Hannover) und später auch T.H. (Zürich) urlaubsbedingt weilen. Schon im Bus dahin supersentimental entgegenfiebernd dem Rendezvous mit den Kalliopeiden ("Kalliope" hieß damals, vor mehr als 25 Jahren, unsere gemeinsam gemachte literarische Schülerzeitschrift an der Heinrich-Heine-Schule Heikendorf, Gymnasium des Kreises Plön, darin auch meine ersten Frühwerkgedichte).

Umarmungen. Der (immer noch vertraute) Geruch der Freunde. Ich bin den Tränen nah.

Mit G.N. im Röhrskrog, zwei Milchkaffee plus Glas Leitungswasser. Bäume, Gespräche. Wie wir uns nur kurz verheddern im quasi "Mitzuteilenden" über die jeweils Lebens- und Liebesumstände, dann aber an den Themen dran sind, die Bezüge zur "Flugschrift" haben, zu diesem ewig dran Sein, das ist unsere Lebensaufgabe, an der "immer ist Situation" von letztbegründenden philosophischen Fragen. Wie also dies Gespräch der Freunde, die sich lange nicht sahen, sehr lange, quasi an dem WG-Küchentisch fortgesetzt wird, den wir nunmehr vor fast 20 Jahren in unterschiedliche Richtungen, dennoch gleichgerichtet, verließen. Zum uns "einnorden" brauchen wir nur eine Viertelstunde, dann sind wir wieder mitten drin. Und während wir den Kaffee süffeln und das Leitungswasser ist das so ungemein beglückend - wenigstens für mich. Dass da Menschen sind, die verstehen, intuitiv, präzise, dass man mit ihnen ein Kolleg mal eben veranstaltet.

Ach!

Später T.H., seine Frau und die drei Kinder. Wir sitzen am Strand, teilweise in Strandkörben, die anderen im Sand. Und der "Smalltalk", dieser Modus, ist eben nicht bloß solcher. Ich spüre etwas wie Aufgehobenheit in Nähe. Mag sein, dass nur meine romantische Seele das so deutet. Dennoch später beim Bier diese seltsame Einverstandenheit im Diskurs, selbst in den sich andeutenden Dissenzen. Das Wissen um die gemeinsame Geschichte, das nicht ausgesprochen wird, das vielmehr der Groove ist, der Orgelpunkt.

Nachts um kurz vor 1, als wir nach Dunkelwerdung am Meer scheiden, fährt kein Bus mehr. T.H. fährt mich im Mietwagen nachhause. Weiter Gespräche. Weiter dieser Austausch, die Blutsbrüderschaft über die Grenzen der Lebenswelten hinaus. Wir sind so, so verschieden - und doch diese von früher Nähe, als wir Texte diskutierten, Sprache ventilierten. Damals, adoleszent, jeweils schwerst und manchmal unglücklich verliebt, gemeinsame Jugend.

Denke an Klavki, der sagte, dass er seine Freunde vererben möchte. Denke überhaupt oft an Klavki und seine Verse.

Hier sitzt, redet und sagt ein Erbe seines eigenen noch nicht angetretenen Erbes.

Nachts, zuhause - "Du setzt dich jetzt also noch an den Schreibtisch?" "Ja!" "Echt?" - an die gestern versäumte Arbeit. Dies hier: Teil 1 der Serie "Kiel bloggt", vermutend, dass das morgen schon gebraucht werden könnte.

--- snip! ---

Jeder Mensch ein Publizist

Kiel bloggt: Die Szenen stellen Kieler Schreiber im Internet vor. Teil 1: Eine kleine Geschichte des Bloggens

"Jeder Mensch ein Künstler", forderte Josef Beuys 1985 und hätte sich wohl kaum gedacht, wie das Internet diesen Appell ein gutes Jahrzehnt später einlöste: Mit der Möglichkeit, sein eigenes Leben, spezielle Interessensgebiete oder politische und weltanschauliche Meinungen ohne großen Aufwand im Internet weltweit zu verbreiten, ist heute jeder Mensch (mit Netzanschluss) auch potenziell ein Publizist. Menschen tippen ins Netz, was sie im Moment bewegt. Live-Sprech, oft ungehobelt und unverblümt direkt, manchmal aber auch literarisch oder journalistisch geformt. Wer mit entsprechenden Keywords googlet, findet rund 100 Kieler, die solche "Blogs" betreiben. Einige davon stellen wir in unserer Serie "Kiel bloggt" vor.

Zwölf Jahre ist es her, dass der Schriftsteller Rainald Goetz seinen "Abfall für alle - Roman eines Jahres" live ins Internet postete, um ihn ein Jahr später auch als umfängliches Buch bei Suhrkamp zu veröffentlichen. Goetz war damit einer der Vorreiter des Blogs. "Blog" ist eine Kurzform des Begriffs "Weblog", was so viel wie Log- oder auch Tagebuch im Netz heißt. Die ersten Online-Tagebücher tauchten Mitte der 90er Jahre auf. Berühmt wurde das im Usenet (einem noch heute existierenden Nutzerforum) verbreitete "Zagreb Diary", in dem der niederländische Journalist Wam Kat über seine Erlebnisse im Bosnienkrieg berichtete. 1999 prägte der Webdesigner Peter Merholz den Begriff "Blog" für die Internet-Tagebücher, die seit Ende des Jahrtausends im Netz immer häufiger wurden.

Zunächst waren Weblogs "Logbücher" von Reisenden im Internet, häufig Journalisten, die auch in den "klassischen" Medien veröffentlichten und die ihre bei Recherchen entdeckten Netzfundstücke als Links protokollierten - eine Art "Netzreiseführer". Suchmaschinen wie Google steckten noch in den Kinderschuhen, und so waren solche Weblogs Sammlungen von interessanten, redaktionell gefilterten Links, um sich in der explosionsartig steigenden Informationsflut des Netzes zurechtzufinden. Jetzt begannen sich auch Literaten für das Netz als "Textabwurfstelle" zu interessieren. 1999 ging der www.tage-bau.de online, in dem (bis heute) mehrere Autoren ihre Texte quasi im Moment des Entstehens veröffentlichten. Ebenfalls 1999 entstand aus einem Treffen von 13 Nachwuchsautoren im Rendsburger Nordkolleg das www.forum-der-13.de, das mit seinen Texten im Netz einen Gegenpol zum traditionellen Literaturbetrieb schaffen wollte. Sie alle bezeichneten sich noch nicht als "Blog", haben mit ihm aber die Form gemein: Der jeweils jüngste Beitrag steht ganz oben, scrollt man herunter, kommt man zu früheren. Der Schriftsteller und exzessive Blogger Alban Nikolai Herbst (http://albannikolaiherbst.twoday.net) hat mit seiner "Kleinen Theorie des literarischen Bloggens" eine der ersten theoretischen Abhandlungen über das (literarische) Bloggen vorgelegt.

Ab 2001 entstanden Blog-Communities oder auch "Blogosphären": Anbieter stellten standardisierte Blog-Software auf Websites wie twoday.net, blogger.com oder podhost.de zur Verfügung, bei denen man sich mit wenigen Mausklicks meist kostenlos anmelden kann, um einen eigenen Blog zu erstellen. Viele langjährige Blogger bevorzugen indes die frei verfügbare Blog-Software WordPress, deren Installation auf der eigenen Website allerdings einige Kenntnisse voraussetzt. Technisch gesehen sind dies "Content Management Systems" (CMS), die Webdesigns (Templates) für eine Blog-Seite vorgeben und auch die gesamte Verwaltung des Blogs übernehmen. Nach Anmeldung kann man einfach losschreiben. Zudem bieten sie eine Kommentarfunktion, so dass der Blogger Rückmeldungen von Lesern auf seine Einträge (Posts) erhalten kann und über "Trackbacks" auch erfährt, wer seine Posts wo zitiert hat. Diese Systeme trugen maßgeblich zur Vernetzung innerhalb der Blogosphäre bei, und mit ihnen entstand das "Social Web" oder auch "Web 2.0".

Inzwischen gibt es mit Facebook, Myspace, YouTube und StudiVZ, um nur einige zu nennen, Weiterentwicklungen der Blogs. Twitter ist dabei nicht nur in aller Munde, sondern auch an allen Tasten, weil man damit in 140 Zeichen wie in einer SMS an alle von überall her und jederzeit online per Handy sein Leben und Wirken ins Netz blasen kann.

In der nächsten Folge: Sebastian Galka veröffentlicht auf www.77jahre.de Briefwechsel seiner Großeltern tagesgenau 77 Jahre nach ihrem Entstehen.

--- snap! ---

Fotocollage dazu:



Eingesandt und Autoreplyer bekommen, dass der betreffende Leib-und-Magen-Redakteur bis 1.8. in Urlaub und also nicht erreichbar ist. Darob irgendwie plötzlich zusammengebrochen, zumal er mir das im vorgestrigen Telefonat nicht mitteilte. Traurig. Man tut, man macht, aber das wird jetzt erstmal wieder in den Redaktionskatakomben verschwinden. Morgen anrufend wird man verwiesen werden auf ein Später, die Rückkunft des betreffenden Ansprechpartnerredakteurs. Zeitung, meine Zeitung, ist manchmal auch ein unergründliches Loch, in dem die Arbeit verschwindet. Ich werde das alles nochmal senden müssen in drei Wochen, &c. pp. Derzeit niemand zuständig.

Und so ist wieder nur dieser Blog, in dem ich das vorveröffentliche, mein Eckermann und meine Gewissheit, dass ich bin. Descartes 2.0.

Sonntag, 18. Juli 2010

Sa, 17.7.10 (So, 18.7.10, 12:50): Hecke

Statt weiter wie gestern die eigenen Web-Accounts zu hacken, fällt mir etym-bedingt das Wort "Hecke" ein. Und auf dem Weg vom Einkaufen dazu auch gleich eine Action-Film-Idee, die ich mit dem iPhönchen sofort an der Location "Die grüne Hölle am Waisenhof" ;-) umsetze:



Abbild der eigenen Verdschungelung. Im Netz "The Pacific" geschaut.

Fr, 16.7.10 (Sa, 17.7.10, 5:37): Wer in der Engel Unordnungen

Nach Recherchetermin für KN-Serie "Kiel bloggt" am Nachmittag in Unordnung geraten. Versuch, auf schwungkunst.de Wordpress zu installieren, um mit dem Blog dahin umzuziehen. Funktioniert zunächst auch ganz gut, sobald man aber das di.gi.arium von twoday.net importiert, bricht die MySQL-Datenbank bei 1&1, wo schwungkunst.de gehostet ist, wegen zu vieler Einträge zusammen. Netzrecherche ergibt, dass das ein bekanntes 1&1-Problem ist. Also muss die ganze schwungkunst.de zu einem neuen (zudem weniger als halb so viel wie 1&1 kostenden) Provider umziehen. Was wiederum x Unordnungen nach sich zieht. KK-Anträge ausfüllen &c. So verwurschtel ich mich vollständig in dem Problemlösungs-Thread, wie ja bei Computerproblemen üblich.

Dabei das Gefühl völliger Entfremdung und Unzufriedenheit, weil das alles nur Admin-Arbeiten sind, die nichts Neues erzeugen, nur den einen status quo in einen anderen überführen. Fluchend auf und ab gegangen. Sisyphosisch.

Und seit (mindestens) zehn Jahren solche der Engel Unordnungen immer wieder, wie im digi vor fast genau zehn Jahren nachzulesen ist:

alles "nur" ist dabei ein "schon" und "unbedingt". die letzte stärke der entkräfteten. die prärien durch.ziehen wir mit den claim.zäunen des textes. hier stehen wir, unter freiem himmel, beregnete, bedonnerte, von der sonne gedörrte. und diese unendliche ebene samt ihrer brechtschen mühen ist also unser. aber siehe, sagen wir uns und schreiben uns das in tausenden von bits immer wieder vor und auf: wir stehen. und das "noch", das anzufügen wäre, ist durch den text hinweg und hindurch ein "ewig".

Freitag, 16. Juli 2010

Do, 15.7.10 (Fr, 16.7.10, 1:09): Modus Übersommerungssehnsucht

Heute geradezu brav übersommert. Nach 10 Stunden Schlaf (den man endlich mal wieder so nennen konnte) recht wach schon um „Eilff“ aufgestanden, um den Artikel von gestern zu schreiben. Geht recht flink, das Übliche halt, SommerJazz, schon x-mal drüber berichtet. Jedes Jahr das Gleiche (bis auf die Mädchenfüße).

Indes seltsame Sehnsuchtsschauer. Auch üblicher Modus, nur stärker, schüttelschweißiger. Abends willkommene Gelegenheit, das elegant zwischen (und sogar in) die Zeilen zu ... äh, "kassibern" ;-):

--- snip! ---

Übersommern in Sehnsucht

Das schwedische Folkpop-Quartett Väärt mittsommerübernachtete im Prinz Willy.

Kiel. Einen knappen Monat liegt die Mittsommernacht zurück, über den Sommer kann man sich derzeit nicht beklagen, im Gegenteil, man muss ihn ja fast schon "übersommern". Aber dennoch entführt uns das Folk-Pop-Quartett Väärt aus dem nordschwedischen Umeå in Sphären jenseits des Polarkreises der Sehnsüchte. Dorthin, wo nur während weniger Wochen des Hochsommers das Licht die Dunkelheit vertreibt, wo man sich andererseits aber nicht nur nach den lichten Sommern der Liebe sehnt.

So kühl und "meistens sehr still" die nordschwedische Heimat Väärts ist, so heiß brennen dort die Sehnsüchte wie daraus die Kreativität beim Folksongwriting. Drum ist der Opener des Konzerts der nordischen Vier im Prinz Willy auch nicht unbedingt typisch. In "Vaakra" säuseln überwinterte Erinnerungen sanft bis traumschläfrig über einem dunkel wabernden Basston, der als Orgelpunkt aus der Elektronik das stille Stück in eigentümlicher harmonischer Umklammerung hält. Wie die Band die poetischen Texte des Lead-Sängers Pär I. Poromaa aus der Schwermut in poppige Tanzbarkeit verwandelt, zeigt der folgende Song "Hemlängta". Poromaa reflektiert darin seinen kurzen Aufenthalt in Stockholm, einem im Vergleich zum schwedischen Norden quirligen Ort, an dem er es nicht lange aushielt und so die Schritte sehnsüchtig heimwärts lenkte. Für den urbanen Beat, den Pop des Folk, sorgt Love Kjellssons Elektronikkiste - auch in den folgenden Songs, die gerade dadurch eine Frische erhalten, die allzu melancholischen Trübsinn gar nicht erst aufkommen lässt.

So behutsam rhythmisiert, oft auch durch geschickt gesetzte Offbeats und technoid schnarrende Klangfarben aus dem Sampler, lässt sich in "Minneslågor" leicht Frieden machen mit den Geistern vergangener Lieben, die Poromaa mit seiner zarten, einschmeichelnden Tenorstimme aus ihren Wintergefängnissen wachruft. Nicht unbeteiligt an solchen Wendungen vom sehnsüchtigen Grundton in einen leuchtenden des Sommers ist auch Frida Johanssons Geigenspiel, das mutig ruppige Irish-Folk-Akzente setzt. Auch im Wechselgesang mit Poromaa und Johan Airijoki, dessen akustische Gitarre spielerisch-souveräne Herrin über verzwickte Wendungen der Harmonien ist, ergeben sich wundervoll schwebende bis swingende Refrains wie in dem ohrwurmigen "Ljus till Svart".

Nicht zuletzt erzeugen Väärt mit solchen Kunstgriffen Stimmungen, die über nordische Sehnsüchte hinausgehen. Das flinkeste, um nicht zu sagen "rockigste" Stück des Abends ist neben dem nur dem ersten Anschein nach Liebesliedchen an die "Norrflicka" das einfühlsam augenzwinkernde Porträt der "Sommarfågel" (so auch der Titel des Debut-Albums von Väärt), Saisonarbeiter, die es im Sommer aus Schwedens Norden in den Süden zieht. Väärt sind ebensolche - und sommersonnig aufgeweckte, die im "südlichen" Prinz Willy auf herzlichen Beifall stoßen. Denn so lässt sich Sehnsucht übersommern.

--- snap! ---

Nachts noch mit Lilly skypegesehnsüchtelt. Und dazu den letzten Satz in den KN-Text gesprungen, doppelter Rittberger. Eislaufmiezelnd. Gläser voller crushed Ice mit Tee und Zitronensaft. Später auch Wodka dazugegossen.

Hölderlinsche Birnen in den Sehnsuchtssee getunkt und dann gegessen.

Mi, 14.7.10 (Fr, 16.7.10, 0:32): Sommersonnenuntergang

... nicht "in der Melanchthonstraße", aber in meinem Karree, Viertel, Kiez, wie immer man das nennen will, was hier Haus und Straße was auch immer rät.



Überdies willkommen, denn sinkt die Sonne, sinken auch die Temperaturen auf mal Twentysomething.



In der Nacht nicht geschlafen, weil nach der melanchthon-komischen Razorhead-Poesie mit dem HL-Magazin beschäftigt. Abends kommen die Texte, die am folgenden Abend schon gedruckt werden sollen, aber noch korrigiert und dann noch vom Vietnam-Urlauber J.R. layoutet werden müssen. Mail- und Server-Exzesse, die Leitung glüht. Darüber wird es Morgen (und wieder tropisch heiß), zu spät, um noch einzuschlummern, wenn's um 10 Uhr schon wieder weitergeht zum nächsten KN-Termin im Rendsburger Nordkolleg.

Übernächtigt hellwach dorthin. Und beim SommerJazz mit den jungen Musikern geschwitzt. Schweißtropfen fallen auf den Notizblock. Die Tränen der Übersommerung.

Und dabei nicht von nackten Mädchenfüßen beirren lassen.

Untergang. Aufgang. Ausgang. Gangbarkeiten in schwitzenden Sandalen, jesuslatschenkiefersperrend.

Danach nicht geschrieben, Arbeitsverweigerung. Vielmehr hingelgt auf das tauklamme Lager und bleiern geschlafen. Eigentlich nicht geschlafen, vielmehr ohnmächtig gewesen, gelähmt. Folgenachts noch kurz auf, fiebrig, filigran. Notizblock vermeldet unten am Rand: "Das Dasein ist ein Dagebliebensein". Lilly macht sich darob rar.

Weiter untergehen im Sommer.

Mittwoch, 14. Juli 2010

Di, 13.7.10 (Mi, 14.7.10, 0:44): Jeden Tag ein bisschen Kunst

... wenigstens an sich selbst verrichtet. Um 0.Uhr.44 nach allerlei Gewöhnlichkeitsverrichtung Beschluss für ein Sonett. Da aber poetisch leer im Kopf, beschlossen, den zu rasieren. Mit Kamera dabei, konsequent pretty.public.private.

Während der Langhaarschneider surrt, Eric Saties "Gymnopédies No. 1" (1888) aus dem Büro- ins Badezimmer klavierend, was die zugehörige poetische Stimmung schafft. Hernach, als "shaved cunt", könnten Bukowski und ögyr dichten. Allein, der Film ist in solcher Montage bereits das Gedicht. Totalitär (sonettend) poetisch.



So geht der Tag und Lilly Walker kommt :-*

Dienstag, 13. Juli 2010

Mo, 12.7.10 (Di, 13.7.10, 3:01): Gewitter

Montag, 12. Juli 2010

So, 11.7.10 (Mo, 12.7.10, 0:34): Übersommern (in den "Korridoren der Zeit")

Verschlummere den Brüllsommer, erst um 16 Uhr auf, bei schlimmster Hitze. Geweckt von eigenen Schweißperlen, die über die Augenlider rinnen. Fliehe kurz in die Tiefgarage zum Abkühlen. Umhergehen. Dann die Wanne mit Kühlwasser gefüllt und hineingestiegen. Da dann fröstelnd. Kurz raus, unabgetrocknet in wenigen Minuten trocknend, wie Verdunstung der Seele. Umhergehen. Luftfächel. An Arbeit ist nicht zu denken, denn im Büro ist's durch die wild ventilierenden Maschinchen noch wärmer. In der Duschecke, wo es noch am kühlsten ist, mit Laptop auf den Knien hingehockt und 15 Folgen von "The Time Tunnel" downgeloadet. Summer of the Sixties. Aus der Zeit in deren Korridore fallend. Zeitmaschine, momentverloren. Eingefroren in der Überhitzung. Gelähmt geradeauf. Eiswürfel-Eistee-Orgien. Das Glas an die Stirn, dann an die Lippen gesetzt. Den ganzen Tag in Kühlwasser zertränt. Abends dann endlich Temperaturabfall und durchs Fenster des Büros leichter Hauch. Seewind. Meerholzgeruch. Lilly vermisst, sehr stark heute. Das Foto von ihr von vor 10 Monaten, wie sie im geblümtem Kleid am Balkongitter lehnt, als Mantra. Lasziv und denkend. ((Too hot to fuck.))

"irgendwo in den endlosen Korridoren der Zeit"

Sonntag, 11. Juli 2010

Sa, 10.7.10 (So, 11.7.10, 7:04): Im Delfinarium

Wie die Delfine singen, darum ging es bei der gestrigen Klavki-Lesung in Bokel, wie ich beim Sommerfest in Klavkis Garten, wohin die Dichterwitwe eingeladen hatte, von N.A. erfuhr. Er las aus Klavkis "meerholz", untermalt von Delfingesängen. Den von Lilly mir um den Hals gebandelten Jade-Delfin unter dem schweißdurchnässten T-Shirt, lausche ich der Erzählung und bin einerseits gerührt, andererseits bestürzt, wie sehr Klavki in diesem Delfinarium noch gegenwärtig ist. Fast meine ich, hier im Garten, in den ich mit zugeschnürtem Hals trete, weil beim vorletzten Sommerfest Klavki selbst noch die Klaffter schürte und das Bier reichte, und ich seither in dieses Terrarium nicht mehr meinen Fuß gesetzt hatte (immer noch stolpernd über das Steintreppchen von der Veranda ins Gras), noch Klavki/Arions Stimme zu hören. Dieses Drängende, Wütende und zugleich Zarte, Sehnversuchte, wenn er den Delfinen seine Gesänge zueignete, beistellte, ihnen ins Maul legte, an die Flossen heftete. Hier schwingt seine Poesie nach, haust in den Zweigen der sich selbst überlassenen Bäume, krachknackt und zündelwispert in den Scheite(r)n des Feuerholzes ... Was mir für Worte einfallen, was für Sprache ... die Klavkische.

Hier also eine Art Treffen der Klavki-Familie, der "Gemeinde" der Weggefährten, und ich darf mich dazuzählen, so herzlich begrüßt man mich. Und so klavki-kräftig reihen sich die Biere eines an das andere, exsudieren davon angetrieben die Ideen. So will N.A. den Klavki-Cup im nächsten Jahr, dann wenn E.E. schon jenseits des Atlantiks weilt (insofern hier auch Abschiedsparty für sie und ihre und Klavkis Jungs), mit einem Slam paaren, Torwandschießen der Worte, das Runde muss ins Eckige, Kunstkicken ... Bin sofort Flamme und Meerholzscheit für diese Idee. Wie überhaupt fürs im Gras Liegen, auf das in der wohl wärmsten Nacht des Jahres kein Nachttau fällt, und die Pläne fliegen lassen mit den Funken des Feuerchens ins erdhimmelzerbrückte da oben.

Zunehmend bier- und poesie-talk-seliger werdend könnte ich hier glatt liegenbleiben. Einfach dort, wo ich gerade bin, aufschauend durch das Geäst und die Giebel zum Sommerhimmel und einschlafen, die Worte ins Raunen des Traums mit hinüber nehmen. Und morgen aufwachen, von der Sonne gepiekst, "Käffchen? Käffchen!" fassen und erst dann nachhause. Aber von seltsam fern ruft die so genannte Pflicht, der Brotschreibzwang, wegen dessen ich eben kein barfüßiger Hippie bin, der sich einfach berauscht ins Nest der Natur schmiegt. Ich singe nicht mit den Delfinen, ich fliehe sie schließlich radwärts durch die glühend heiße Nacht heim. Im Kopf Verskaskaden, Wortgetümmler, Zahnwalweisheiten. Da bläst er!

"Du willst schon gehen?" "Ja, ich muss."

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