Freitag, 16. Juli 2010

Do, 15.7.10 (Fr, 16.7.10, 1:09): Modus Übersommerungssehnsucht

Heute geradezu brav übersommert. Nach 10 Stunden Schlaf (den man endlich mal wieder so nennen konnte) recht wach schon um „Eilff“ aufgestanden, um den Artikel von gestern zu schreiben. Geht recht flink, das Übliche halt, SommerJazz, schon x-mal drüber berichtet. Jedes Jahr das Gleiche (bis auf die Mädchenfüße).

Indes seltsame Sehnsuchtsschauer. Auch üblicher Modus, nur stärker, schüttelschweißiger. Abends willkommene Gelegenheit, das elegant zwischen (und sogar in) die Zeilen zu ... äh, "kassibern" ;-):

--- snip! ---

Übersommern in Sehnsucht

Das schwedische Folkpop-Quartett Väärt mittsommerübernachtete im Prinz Willy.

Kiel. Einen knappen Monat liegt die Mittsommernacht zurück, über den Sommer kann man sich derzeit nicht beklagen, im Gegenteil, man muss ihn ja fast schon "übersommern". Aber dennoch entführt uns das Folk-Pop-Quartett Väärt aus dem nordschwedischen Umeå in Sphären jenseits des Polarkreises der Sehnsüchte. Dorthin, wo nur während weniger Wochen des Hochsommers das Licht die Dunkelheit vertreibt, wo man sich andererseits aber nicht nur nach den lichten Sommern der Liebe sehnt.

So kühl und "meistens sehr still" die nordschwedische Heimat Väärts ist, so heiß brennen dort die Sehnsüchte wie daraus die Kreativität beim Folksongwriting. Drum ist der Opener des Konzerts der nordischen Vier im Prinz Willy auch nicht unbedingt typisch. In "Vaakra" säuseln überwinterte Erinnerungen sanft bis traumschläfrig über einem dunkel wabernden Basston, der als Orgelpunkt aus der Elektronik das stille Stück in eigentümlicher harmonischer Umklammerung hält. Wie die Band die poetischen Texte des Lead-Sängers Pär I. Poromaa aus der Schwermut in poppige Tanzbarkeit verwandelt, zeigt der folgende Song "Hemlängta". Poromaa reflektiert darin seinen kurzen Aufenthalt in Stockholm, einem im Vergleich zum schwedischen Norden quirligen Ort, an dem er es nicht lange aushielt und so die Schritte sehnsüchtig heimwärts lenkte. Für den urbanen Beat, den Pop des Folk, sorgt Love Kjellssons Elektronikkiste - auch in den folgenden Songs, die gerade dadurch eine Frische erhalten, die allzu melancholischen Trübsinn gar nicht erst aufkommen lässt.

So behutsam rhythmisiert, oft auch durch geschickt gesetzte Offbeats und technoid schnarrende Klangfarben aus dem Sampler, lässt sich in "Minneslågor" leicht Frieden machen mit den Geistern vergangener Lieben, die Poromaa mit seiner zarten, einschmeichelnden Tenorstimme aus ihren Wintergefängnissen wachruft. Nicht unbeteiligt an solchen Wendungen vom sehnsüchtigen Grundton in einen leuchtenden des Sommers ist auch Frida Johanssons Geigenspiel, das mutig ruppige Irish-Folk-Akzente setzt. Auch im Wechselgesang mit Poromaa und Johan Airijoki, dessen akustische Gitarre spielerisch-souveräne Herrin über verzwickte Wendungen der Harmonien ist, ergeben sich wundervoll schwebende bis swingende Refrains wie in dem ohrwurmigen "Ljus till Svart".

Nicht zuletzt erzeugen Väärt mit solchen Kunstgriffen Stimmungen, die über nordische Sehnsüchte hinausgehen. Das flinkeste, um nicht zu sagen "rockigste" Stück des Abends ist neben dem nur dem ersten Anschein nach Liebesliedchen an die "Norrflicka" das einfühlsam augenzwinkernde Porträt der "Sommarfågel" (so auch der Titel des Debut-Albums von Väärt), Saisonarbeiter, die es im Sommer aus Schwedens Norden in den Süden zieht. Väärt sind ebensolche - und sommersonnig aufgeweckte, die im "südlichen" Prinz Willy auf herzlichen Beifall stoßen. Denn so lässt sich Sehnsucht übersommern.

--- snap! ---

Nachts noch mit Lilly skypegesehnsüchtelt. Und dazu den letzten Satz in den KN-Text gesprungen, doppelter Rittberger. Eislaufmiezelnd. Gläser voller crushed Ice mit Tee und Zitronensaft. Später auch Wodka dazugegossen.

Hölderlinsche Birnen in den Sehnsuchtssee getunkt und dann gegessen.

Mi, 14.7.10 (Fr, 16.7.10, 0:32): Sommersonnenuntergang

... nicht "in der Melanchthonstraße", aber in meinem Karree, Viertel, Kiez, wie immer man das nennen will, was hier Haus und Straße was auch immer rät.



Überdies willkommen, denn sinkt die Sonne, sinken auch die Temperaturen auf mal Twentysomething.



In der Nacht nicht geschlafen, weil nach der melanchthon-komischen Razorhead-Poesie mit dem HL-Magazin beschäftigt. Abends kommen die Texte, die am folgenden Abend schon gedruckt werden sollen, aber noch korrigiert und dann noch vom Vietnam-Urlauber J.R. layoutet werden müssen. Mail- und Server-Exzesse, die Leitung glüht. Darüber wird es Morgen (und wieder tropisch heiß), zu spät, um noch einzuschlummern, wenn's um 10 Uhr schon wieder weitergeht zum nächsten KN-Termin im Rendsburger Nordkolleg.

Übernächtigt hellwach dorthin. Und beim SommerJazz mit den jungen Musikern geschwitzt. Schweißtropfen fallen auf den Notizblock. Die Tränen der Übersommerung.

Und dabei nicht von nackten Mädchenfüßen beirren lassen.

Untergang. Aufgang. Ausgang. Gangbarkeiten in schwitzenden Sandalen, jesuslatschenkiefersperrend.

Danach nicht geschrieben, Arbeitsverweigerung. Vielmehr hingelgt auf das tauklamme Lager und bleiern geschlafen. Eigentlich nicht geschlafen, vielmehr ohnmächtig gewesen, gelähmt. Folgenachts noch kurz auf, fiebrig, filigran. Notizblock vermeldet unten am Rand: "Das Dasein ist ein Dagebliebensein". Lilly macht sich darob rar.

Weiter untergehen im Sommer.

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