Mittwoch, 26. Mai 2010

Di, 25.5.10 (Mi, 26.5.10, 4:36): Märchen heißt Lilly

Lilly liest Moers' Blattverschränkungen, ich die paar Jahrhundertjahrzehnte vorher. Die Gesten sind die gleichen, die des sich aus der Distanz im Traum Vereinens.

Unsere Emoticon-Inflation, diese Grußgesten über 300 Kilometer durch das Netz, in dem wir uns kennenlernten, darauf zurückverzichtet, dennoch wissend, wie nah uns das wifi-fällt.

Schreibe indes über Seltsamkeiten der poetischen Moderne wie folgt:

--- snip! ---

Dem Märchen die Gesten abgelauscht

Rolf Becker las im metro-Kino aus J. M. Barries "Kleiner weißer Vogel".

Kiel. Wenn die Elfen fliegen, sich im Traum recht irdisch geben, wenn sie Peter Pan auf schüchternen Schwingen tragen, dann ist Rolf Becker ebenso in seinem Element wie James Matthew Barrie vor gut 100 Jahren. Barrie, dem Becker zu seinem 150. Geburtstag eine Hommage gibt, dessen "Ur-Peter-Pan" "Der kleine weiße Vogel" ein Jahrhundert brauchte, bis er jüngst erstmals auf deutsch erschien, ist einer der Urväter der Märchenliteratur der frühen Moderne. Im metro-Kino lauscht dieser Entführung ins Elfen-Serrail zwar nur eine kleine Schar, die aber ist beglückt.

Barrie ist einer der vergessenen keltischen Autoren, die James Joyce ebenbürtig sind, ein Magier der Märchen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts schon ewig gestrig schienen. Erst "Harry Potter" hat das Legenden Erzählen wieder modern gemacht. Allein, Barrie ist besser, fintenreicher, überraschender. Zumal, wenn Rolf Becker dem unbekannten Genie seine sonore Stimme leiht. Becker kennen wir aus zahllosen Krimis. Noch mehr ist seine Synchronstimme bekannt - als Sprecher für Dokus. Seit langem setzt er sie ein, um Märchen wie dem "Kleinen Muck", aber auch kämpferisch dem "Kommunistischen Manifest" zu Klang zu verhelfen. Jetzt hat er sie einer Seltsamkeit gewidmet.

Peter Pan, den Jungen, der nicht erwachsen werden will oder kann, kennt jedes Kind. Nur kaum einer den Roman, den J. M. Barrie um die Wende des letzten Jahrhunderts verfasste, wenige Jahre, bevor sein Theaterstück "Peter Pan" ein Erfolg wurde. Barrie ist darin ein Hemmungsloser, der der Macht der Fantasie jeden Raum einräumt - ganz bewusst gegen die Zurichtungen des Erzählens, das kurz vor ihm die Moderne installiert hatte. Barrie traut sich, das Unmögliche zu wagen, indem er es fabuliert. Wie der knapp 30 Jahre ältere Lewis Carroll und seine "Alice im Wunderland" wagt er den Schritt in die Möglichkeit des Träumens.

Rolf Becker bringt dieses fantastische Erzählen gestenreich auf die Bühne. Ist schon seine Stimme Märchenonkel genug, Hans Paetsch in nichts nachzustehen, weiß er doch, das Fantastische ganz real zu inszenieren. Wenn die Elfen tanzen, tanzen auch Beckers Hände. Wenn "Captain W.", Barries alter ego, beim Kaffee und Kirschlikör Trinken und einer guten Zigarre aus den Fenstern des Clubs in der Londoner Pall Mall dem Liebespaar aus Marry A. und dem erfolglosen, aber inspirierten Maler William zuschaut, wie sie sich Liebesbriefe in die Kästen des Postamts werfen, ohne sich je, es sei denn in Schrift zu begegnen, dann brennt die Luft, werden Romeo und Julia blass vor Beckers und Barries detail-verliebter Liebesimagination. Ein Handkuss, flüchtige Geste, träumend der Realität geraubt, wird zum Bekenntnis unmöglicher Liebe. Unmöglich? Im Tagtraumraum, den Becker und Barrie aufspannen, ist er die wort- und sinnenreiche Erfüllung.

--- snap! ---

Atemlos vor Märchen nachhause. Dort an den Mac, um den Bootleg herunterzuladen. Stoisch meine Miene als Prinz Zauberberg. Im Spiegel, quecksilbrig, verlebt lebendig. Die Kostüme des Traums - sind der Text.

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