Mo, 28.6.10 (Di, 29.6.10, 5:51): Arbeit, der Kampf (gegen dieses Deutschland)
Die Präsidentenwahl steht an, und da kann man wiedermal beobachten, wie die bürgerlichen Medien Stimmung machen, statt Information zu liefern. Die Genossin Luc Jochimsen wird ein ums andere Mal mit dem Standardfragenbeil guillotiniert: "War die DDR ein Unrechtsstaat?" Nur bei "Ja, ich bekenne meine Schuld" (die rein logisch gar nicht ihre sein kann) wird eventuell und gnadenvoll Absolution gegeben. Und wir, die arbeitenden Massen, die Werktätigen, vom Opium des Fußballs und Lenas Eurovisions-Füßchen-Noten bezirzt, singen: Ja, kein Rechtsstaat. Aber soweit das zutreffend ist - ist ein nicht auf das Recht nach dem bourgeoisen Verständnis begründetes Gemeinwesen automatisch ein Unrechtsstaat wie der der Nazis, mit dem die Totalitarismus-Theoretiker die DDR kurzschließen? Ist nicht auch der heutig-hiesige Staat, der seine Schuld(en) auf die abwälzt, die nichts haben, weder Schuld, aber dadurch Schulden, ein Staat, der unrechtmäßig zu Werke geht, obwohl er sich Rechtsstaat heißen darf? Was ist ein Gesetz, das ungerecht ist? Ist es Recht, nur weil es pseudo-demokratisch legitimiert ist? Oder ist es Unrecht, auch wenn man ihm rechtsstaatlich nichts zu entgegen hat?
In drei Tagen jährt sich zum 20. Mal, was ich 1990 im Sonett-Zyklus "Lern! Denk! Schieß!" als romantisches Scheitern aroma(n)tisierend voraus schmeckte:
--- snip! ---
3
Verschleiert Angesicht zu Angesicht,
so sind wir wieder die Verbrecherkaste.
Wir graben uns in Untergrund mit Maske,
da oben Kerzenlicht den Strick uns flicht.
Ja! Jubelnd blöde euch die Fessel bricht,
die uns noch Einsicht und Vernunft verpaßte.
Ihr ahnet euch am Ziel, wenn das verhaßte
Regime ist aufgeknüpft am Freiheitslicht.
Doch glaubet nicht, daß Einheits-, Mauersturm
uns baumeln läßt nach solchem Wind am Galgen,
daß wir noch lächeln, leise um euch gurrn.
Ihr werdet euer abgeworfnes Joch verhurn,
gestapelt werdet ihr auf D-Markshalden,
noch während Kugelhagel uns durchsurrn!
--- snap! ---
Die Banane, die es auch für DDR-Mark schon - wenn auch jahreszeitbedingt selten - zu kaufen gab, bleibt krumm. Und so steht es heute, nach 20 Jahren, wieder an, die DDR, mein bemutterndes Vaterland, mehr zu besingen als dieses Land, das, nicht untergegangen, den Untergehern jedes Menschenrecht verwehrt, und daher nicht meines sein kann.
Da gegenan, gegen dieses real existierende Deutschland geht weiter mein Kampf, der Arbeit(d)erkampf, mit all meinem Herzblut, mit all meinen stumpfen Waffen und Worten.
In drei Tagen jährt sich zum 20. Mal, was ich 1990 im Sonett-Zyklus "Lern! Denk! Schieß!" als romantisches Scheitern aroma(n)tisierend voraus schmeckte:
--- snip! ---
3
Verschleiert Angesicht zu Angesicht,
so sind wir wieder die Verbrecherkaste.
Wir graben uns in Untergrund mit Maske,
da oben Kerzenlicht den Strick uns flicht.
Ja! Jubelnd blöde euch die Fessel bricht,
die uns noch Einsicht und Vernunft verpaßte.
Ihr ahnet euch am Ziel, wenn das verhaßte
Regime ist aufgeknüpft am Freiheitslicht.
Doch glaubet nicht, daß Einheits-, Mauersturm
uns baumeln läßt nach solchem Wind am Galgen,
daß wir noch lächeln, leise um euch gurrn.
Ihr werdet euer abgeworfnes Joch verhurn,
gestapelt werdet ihr auf D-Markshalden,
noch während Kugelhagel uns durchsurrn!
--- snap! ---
Die Banane, die es auch für DDR-Mark schon - wenn auch jahreszeitbedingt selten - zu kaufen gab, bleibt krumm. Und so steht es heute, nach 20 Jahren, wieder an, die DDR, mein bemutterndes Vaterland, mehr zu besingen als dieses Land, das, nicht untergegangen, den Untergehern jedes Menschenrecht verwehrt, und daher nicht meines sein kann.
Da gegenan, gegen dieses real existierende Deutschland geht weiter mein Kampf, der Arbeit(d)erkampf, mit all meinem Herzblut, mit all meinen stumpfen Waffen und Worten.
oegyr - 29. Jun, 06:42
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://schwungkunst.twoday.net/stories/6402662/modTrackback