Donnerstag, 6. Mai 2010

Mi, 5.5.10 (Mi, 5.5.10, 16:02): Im Zuge der Zeit

16:02: Reise nach Kiel, mag nicht von Rückreise sprechen, denn: Wohin zurück? Bin lieber, wo ich herkomme, Wanderer der Langen Reihe.

Im Zug plötzlich wieder dieser Blick auf Gestalten:

Alter Mann, graugrau, Jacke aus abgewetztem Restleder, langsame Bewegungen, leicht geöffneter, zahnloser Mund. Plastiktüte in der Hand, an deren Gelenk ein Schlaufentäschchen, faltig, hängt. Darin, Tüte, Leergutklang. Schaut in die Müllklappen des Zuges nach Verwertbarem, zu Kleingeld Machbarem. Machbarkeitsstudie Armut im Zuge der Zeit, vorübergehend, schleichend. Ecce homo! Siehe, was sein wird. Beobachtend (meine/seine) melancholische Rührung.

Ich lesend im Goetz: "loslabern" noch in G., auf der Bank vor dem Germanistischen Institut, wartend auf Lilly, die mich Lesenden überrascht, ich schweigend, liebend, hin & weg.



Junger Mann, Bomberjacke mit Tarnkappencamouflage, die er nur geborgt zu haben scheint. Gesicht müde, in sich entfernt. Auf dem Schoß Tabakdose, Schachtel mit Zig-Hülsen, und ein Stopfautomat zum Ziehen – wie alle diese Geräte nicht wirklich funktionierend. Kampf mit dem Material, kruschtelige Zigaretten fabrizierend, die er, fertig (vergeigt), sich in die Taschen der Bomberjacke steckt, wo sie weiter verbogen werden. Zerbröselung.

16:34: Draußen Felder vorbeiziehend mit erstem Rapsblütenflaum. Oder frisch gepflügt.



17:50: Mann wie ich, dick, schlafend, sehr laut schnarchend. Ein Bild, ein Klang, die anrühren, während es vielen peinlich wäre. Dies aber ist zutiefst allzumenschlich. Ich verneige mich, selbst einschlafend im Zuge Zarathustra.



18:00: Bad Kleinen. Forschung, "sofortistische" (Goetz) Nachvollziehung Grams:



Wieder im Zuhausegrab mit Lilly telefonieren. Das neue Kleid, die Hüfte, deine, wie seltsam heimisch angekommen. Angeschossen von Liebe.

Au[s/f] Gleis 4 zurück, wo ich herkomme:



Draußen, Balkon, Nachtmorgen, rauchend, Halbmond in Anhimmeln.

Di, 4.5.10 (Do, 6.5.10, 3:54): Seltenes Haus



Hier würden wir wohnen, wenn nicht in Bauwagen. In entkernten Ruinenrosinen. Weinweinen zur Nacht im Bad namens Schlaf. Trunken herübergeküsst. Dies große Ding Leibliebe, wenn ich sie atmen höre, in tiefer werdenden Zügen, wie sie einschläft.

Etwas weckt mich, eben der Traum, den Lilly träumt. Verstohlen unsere Umarmung zum Nachtabschied und zu Don Quichlorraine im Hörbuch. Ich darf sie nicht ansehen wie Orpheus nicht Eurydike. Ich bin der Orpheus am Strand, Omaha Beach.

Traum von Klavki, wie wir gehen am Strand. Dies Foto, was ich nicht mehr wiederfinde: Klavki ausschreitend, ich mit Wanderfüßen aufgestellt wie Tim-und-Struppi-Figuren.

Klavki sagt, ich höre. Ich sage, Klavki hört.

Inmitten, träume ich, dichten wir synchron dasselbe Lied:

etwas, das zeit hat,
ist vergangen vor dem
niedergang des anfangs.

du stellst es aus in
strandkörben, die
schon überwintern, denn

die spreu wuchert
und dichtet im fänger im roggen,
blüten blutrot strohblümelnd.

wir sinken (und singen - das alte ding)
im alten lied vergangenheitsgegenwart,
verververgangengangengangenheiterkeit,

bis der himmel zersplittert
ver[g/zw]eigend und zeigend und zeichnend,
was waristwird.

Mo, 3.5.10 (Do, 6.5.10, 3:47): Nachgetragen

Hirte Text sagt, dass das Heim das Heimliche ist - immer. Wir sehen Filme, Hitchcock, "North by Northwest" und sind das Interim zwischen Himmelsrichtungen.

Lilly zieht Püppchen an. Ich ziehe Lilly aus. Lilly zieht mich an. Wir scheuen "Pathology". Etwas ist größer als wir, wir verkleinern es. Nachtschlaf schlummernd.

Döner gegessen.

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