Montag, 5. April 2010

So, 4.4.10 (Mo, 5.4.10, 5:05): k.day

Jahrestage. Man könnte jetzt zitieren, letzte bedeutsame Worte. Die stehen schon in der gebotenen Zart- und Entrücktheit auf www.klavki.de. Ich hatte das ohnehin nicht vor, obwohl er immer ein Faible für so ein intelligentes Pathos hatte. Aber nein, der k.day kassibert sich ohne Zutun in den KN-Artikel von heute:

--- snip! ---

Auferstehende Blicke in die Abgründe

Osterkonzert der 48. Deutsch-Skandinavischen Musikwoche in der Rendsburger Christkirche

Rendsburg - Ein vielstimmiges Flüstern geht durch die Reihen des Chores, als komme es aus dem Jenseits, himmlischem oder meeresabgründigem, bevor der Solosopran Fragmente des Chorals "Nearer My Good To Thee" einwirft. Den, so sagt die Legende, habe das Bordorchester als letztes auf der Titanic angestimmt. Hier zitiert ihn Jaakko Mäntyjärvi in seinem "Canticum calamitatis maritimae", einer Art Requiem auf die Opfer der 1994 in den Fluten der Ostsee versunkenen MS Estonia - und das beeindruckendste Stück des Abschlusskonzerts der 48. Deutsch-Skandinavischen Musikwoche am Ostersonntag in der Rendsburger Christkirche.

125 junge Orchstermusiker und Chorsängerinnen aus dem Baltikum trafen sich in der vorösterlichen Woche auf dem Jugendhof Scheersberg, um unter der künstlerischen Leitung von Cornelius Trantow, Halvar Nilssen und Almut Stümke (Chor) sowie Stefan Karpe und Kristoffer Kaas (Orchester) ein umfangreiches, vorwiegend skandinavisch geprägtes Orchester- und Chormusikprogramm einzustudieren. Dass das Ende der Passionszeit und das Osterfest in die Probenphase fiel, hat nicht Methode, ergibt aber einen einleuchtenden roten Faden im vielschichtigen Programm.

Wie Mäntyjärvi, der aus den finsteren Abgründen auch stimmlautmalerisch in die himmlischen Höhen der Auferstehungshoffnung schaut, geht es auch in Jean Sibelius' "5. Sinfonie Es-Dur, op. 82" um eine Art Reise von hüben nach drüben, aus bedrohlich schwankendem, suchenden Sirren der Streicher zu kraftvollen Bläserakkorden, auf die man ein Himmelreich bauen könnte. Klangliche Auferstehungsakte, die das Orchester mit besonderem Ohrenmerk auf expressive Dynamik und Tempi zelebriert. Dabei traut es sich auch, das Schwanengesangsthema im dritten Satz, eines der berühmtesten Motive Sibelius', das vielfach von Pop-Bands zitiert und verarbeitet wurde, entsprechend bodenständig wiederzugeben.

Sibelius' "Fünfte" wird von vielen Interpretatoren als Ringen zwischen Spätromantik und vorsichtig rezipierter Neutönerei verstanden, auch so ein gewagter Blick zwischen Abgrund und lichter Auferstehung. Als ebensolchen Balanceakt könnte man die zeitgenössische skandinavische Chormusik von Egil Hovland und Alf Wold, die hier zu Gehör kommt, wahrnehmen. Der Chor schwelgt dabei ebenso im schönen Klang, wie er die harmonischen Verschränkungen deutlich heraus präpariert. Schon in Edvard Griegs "Våren" (Der Frühling) deutet sich die typisch "nordische" gebrochene Romantik an. Brahms' "Vineta"“ (aus "Drei Gesänge, op. 42") und William Byrds "Missa à 5" bieten gleichsam die Eckpunkte, um die Spannweiten späterer Kompositionen auszumessen. Auf Seiten des Orchesters sind dies das burleske Idyll in Carl Nielsens "Hahnentanz" und Rossinis als spielfreudig krachlederner Gassenhauer zugegebene "Wilhelm Tell-Ouvertüre".

Umso so "zwischentöniger" zwischen den Polen Himmel und Hölle wirkt da Fanny Mendelssohn-Hensels Kantate "Hiob" für Chor und Orchester. "Was ist der Mensch?" fragt darin der umher irrende Prophet mit seinen sprichwörtlichen Botschaften. Und Fanny Hensel scheint wie Sibelius die Frage nach der Musik des Dazwischens zu stellen - nach Bach, mitten in der Romantik, vor dem Impressionismus. Wo kann man sich da verorten, wohin auferstehen?

--- snap! ---

Dies also dem Freunde zugeeignet - heimlich, heimatlich (wohin auf(er)stehend).

Auf dem Weg nach Rendsburg im Zug die Kanalüberquerung mit dem iPhone gefilmt.



Traumempfinden der Bewegung, des Aufsteigens auf Brückenhöhe. Blick hinab, stahlträgergeflügelt. Es bleibt bloßes Dokument, die Augenblickstrunkenheit lässt sich nicht einfangen. Eben nur Blicke.

((Nachts infolge eines Dialogs ohnehin erneute starke Zweifel an dem ganzen hiesigen Unterfangen ...))

Sa, 3.4.10 (Mo, 5.4.10, 4:28): Bettlägrig

Lilly ist bettlägrig, ein Infekt. Überlege kurz, ob ich alles stehen und mich liegen lasse und hinfahre. Mache mir Sorgen. Dann aber doch die Flucht der Entwarnung. Möchte da sein, aber so fern wie eh.

Nach Wendtorf zu den Eltern. So fern wie eh. Ausflug in etwas wie Realität, in Alter und alte Zeit. Mit dem Vater Basteln am neuen Fernseher, wo ein paar Anschlüsse noch nicht stimmen. Wieder so eine Verzettelung. Und dennoch das Helfenmöchten vom frühen Mittag weitergeschleift, wie durch einen Tuner, ein Gerät.

Die Heimat, die ergraut, schläfrig und langsam geworden. Die Auffassung, das Gespür für das Alleinwerden. (Wo setzt man in dem Wort den Wortpunkt?)

Mittagsmahl aus Räucherlachs und Bratkartoffeln. Später Kaffee und der immer noch selbstgebackene Kuchen der Mutter. Nur ein Stück.

In den Sesseln der Gespräche über die statischen status quo die nachmittägliche Müdigkeit. Werde bettlägrig. Dagegenan mit Kaffee und Kaffee. Dann flutscht die träge Zeit. Sie bringen mich nachhause, an die Hörnbrücke. Abschied.

Auf der Brücke Rauchreflex, aber atemlos und atemmüde genug, ihm zu widerstehen. Dämmerung setzt ein, macht das Wasser trübe. Auch das im Auge.

Heim und mit Lilly skypen. Sie ist zu erschöpft vom Infekt, als dass ich mich beruhigen könnte, indem ich ihr vorlese. Abschied in die Nacht.

Will noch arbeiten, werde aber bettlägrig, schon gegen Mitternacht. Schlaf. Morgens aufgewacht, noch dunkel. TV. Idyllen an der amerikanischen Ostküste, Poe-Land, Nantucket. Hummer und Schwarzbären. Und die traurige Geste des Horizonts, wenn er sich dem Himmel zuneigt.

Fr, 2.4.10 (Mo, 5.4.10, 4:10): Spur von Scheite(r)n

Wieder erst nachmittags vom Lager aufgestanden. Schlafunruhe. Traum:

In einer Art Ferienwohnung, in der viel zu viele ehemalige Klassenkameraden wohnen. Auf einer Art Klassenfahrt. Auf dem einzigen Sofa ständig Gedränge. Ich sitze auf einem Sessel, der größtmöglichen Abstand zum Sofa hat. Rücke ich ihn heran, weil ich schlecht höre, was gesprochen wird, wird das Gewusel der Leute stärker und drängt mich samt Sessel ab. Muss auf die Toilette, die aber dauerbesetzt ist. Öffnet sich die Tür, winkt man mich mit wissendem Blick weg. Ich empfinde darob aber keine Zurücksetzung, eher so etwas, als verhielte ich mich sehr einfühlsam diplomatisch, was auch mit Augenzwinkern goutiert wird. Später tauchen in dem überfüllten Raum Frauen auf, in die ich mal verliebt war, die sich aber daran nicht mehr einnern können oder wollen (oder ich irre mich) und weiße Haare haben. Glänzende weiße Haare, lichtscheinend. Jemand spielt Gitarre. Es wird gesungen. Auf dem niedrigen Tisch vor dem Sofa brennt ein Lagerfeuer. Ich lege umsichtig Scheite nach und vermelde in die Runde, dass es doch erstaunlich sei, dass in diesen Holzscheiten das Wort Scheitern sozusagen vorkomme, eine Spur hinterlassen habe. Ob das etymologisch Sinn mache, wolle ich noch prüfen.

Spät abends endlich an die Arbeiten, die sich feiertäglich im Mailfach beauftragt haben. Spät in der Nacht fertig. Noch TV.

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