Mo, 1.3.10 (Di, 2.3.10, 5:33): Seidiger Restschnee
Den ganzen Tag eine seidige Müdigkeit oder auch Einverstandenheit, Harmonie mit den "Verhältnissen". Und der letzte Tag vor Lillys Abreise zurück nach G.
Fast sieben Wochen haben wir alles geteilt, junge Liebe, aber erst heute, letztmöglich, der lange Spaziergang durch den noch wintergrauen Tag, der gleichwohl schon so etwas wie Frühlingserwachen ahnen lässt. Sie will ans Wasser, das innerstädtisch noch durch Hafenanlagen abgesperrt ist, dann aber an der Kiellinie Kontakt. Am Seehundbecken ein einsamer Seehund, der seine stoischen Runden zieht. Eisgrau alles, noch fehlend das Grün. Die ganze Meile bis zum Landtag, dann abgebogen in den südlichen Ausläufer des Düsternbrooker Gehölzes, wo der Schnee noch dicht sich schmiegt an die Wege. Treppenaufstieg ins Licht. Eine Lichtung, in der hoch oben der Wind rauscht. Stehen bleiben, atmen, küssen. Und weiter übers schneebedeckte Feld der Krusenkoppel. Auf dem Gipfel himmelsnah armgebreitet.

Abstieg entlang der Freilichtbühne, wo ich in der Kieler Woche immer "gewaltig leise", den Konzerten des Kulturamts, lausche. Davon berichten, der rasende Reporter, jetzt schleichender Reiseführer. Zurück vorbei am "Louf", Klavkis Schreibdomizil die Sommer davor. Und im letzten Spätsommer 08, als wir in Strandkörben lungernd die Espressi im Dutzend bestellten, redend über Literatur. Wehmütig schaue ich auf die noch bedeckten Körbe, das dürre Oliv der Planen, und denke an die Pläne von damals. Und dass Lilly da schon - irgendwie - da war, weil sie jetzt da ist. Licht ist Arbeit.
Ein Outdoor-Gefühl, das sich in Heimatliches verwandelt (aus dem Offenen an den Ofen), als wir der Stadt wieder näher kommen, während ich ihr berichte, wie es sich gestaltet, wenn schüchterne Männer an feengleichen Frauen "schrauben". Manchmal jahrelang. Löste sich ihre "Mutter" zu rasch unter meinen Schraubschlüsseln? Wäre mehr Sehnsucht glücklicher gewesen? Seltsam, wie ich mich bei dieser, ihrer Frage nach ihr sehne. Wie ich sehne, obwohl das Sehnen mit ihr erlöst ist - oder gerade deshalb? Ist Sehnsucht noch süchtiger, wenn man sich an sie erinnert?
Wieder im Buchladen, in dem ich etwas von Wohnzimmer oder Bibliothek empfinde. Erschöpft auf dem Kundenpolster sitzen und entzückt zuschauen, wie Lilly Bücher findet, sie mit Zärtlichkeit anfasst. Ihr Lächeln dabei. Ich schenke ihr Thommie Bayers "Singvogel", als sie entdeckt, dass das unsere Geschichte erzählt: älterer Mann, in Medien machend, wird von junger Frau, Studentin, angemailt, und es wird Liebe draus.
Wieder zuhause liest sie es in einem Rutsch. Und ich an unserem "Nostalgieabend" neben ihr im Bett lehnend Tim & Struppi Comics, "Die sieben Kristallkugeln", "Der Sonnentempel" und "Der Fall Bienlein". Den "Sonnentempel" hatte ich als Kind, weil es noch keine Kopierer gab, ausgeliehen aus einer Bücherei, mal abgezeichnet. Rührend finden wir das beide nachträglich. Über das Wasser der Förde, eisgrau, schaue ich gen Neumühlen-Dietrichsdorf, wo irgendwo auf dem Blocksberg (sic! die Straße heißt so) die Zweigstelle der Stadtbücherei steht, wo ich die Comic-Bände dada-mals immer wieder auslieh und von wo man auf das gegenüberliegende Fördeufer sch[a/e]uen konnte, durch die Regalgitter, wo ich jetzt stehe, an eisgrauen Frühstjahrsnachmittagen. Wie sich das alles fügt, verzahnt, fast tränen-tropfend, sinnlich sentimental.
Seidiger Tag, seidige Nacht. Restschneevongestern.
Fast sieben Wochen haben wir alles geteilt, junge Liebe, aber erst heute, letztmöglich, der lange Spaziergang durch den noch wintergrauen Tag, der gleichwohl schon so etwas wie Frühlingserwachen ahnen lässt. Sie will ans Wasser, das innerstädtisch noch durch Hafenanlagen abgesperrt ist, dann aber an der Kiellinie Kontakt. Am Seehundbecken ein einsamer Seehund, der seine stoischen Runden zieht. Eisgrau alles, noch fehlend das Grün. Die ganze Meile bis zum Landtag, dann abgebogen in den südlichen Ausläufer des Düsternbrooker Gehölzes, wo der Schnee noch dicht sich schmiegt an die Wege. Treppenaufstieg ins Licht. Eine Lichtung, in der hoch oben der Wind rauscht. Stehen bleiben, atmen, küssen. Und weiter übers schneebedeckte Feld der Krusenkoppel. Auf dem Gipfel himmelsnah armgebreitet.

Abstieg entlang der Freilichtbühne, wo ich in der Kieler Woche immer "gewaltig leise", den Konzerten des Kulturamts, lausche. Davon berichten, der rasende Reporter, jetzt schleichender Reiseführer. Zurück vorbei am "Louf", Klavkis Schreibdomizil die Sommer davor. Und im letzten Spätsommer 08, als wir in Strandkörben lungernd die Espressi im Dutzend bestellten, redend über Literatur. Wehmütig schaue ich auf die noch bedeckten Körbe, das dürre Oliv der Planen, und denke an die Pläne von damals. Und dass Lilly da schon - irgendwie - da war, weil sie jetzt da ist. Licht ist Arbeit.
Ein Outdoor-Gefühl, das sich in Heimatliches verwandelt (aus dem Offenen an den Ofen), als wir der Stadt wieder näher kommen, während ich ihr berichte, wie es sich gestaltet, wenn schüchterne Männer an feengleichen Frauen "schrauben". Manchmal jahrelang. Löste sich ihre "Mutter" zu rasch unter meinen Schraubschlüsseln? Wäre mehr Sehnsucht glücklicher gewesen? Seltsam, wie ich mich bei dieser, ihrer Frage nach ihr sehne. Wie ich sehne, obwohl das Sehnen mit ihr erlöst ist - oder gerade deshalb? Ist Sehnsucht noch süchtiger, wenn man sich an sie erinnert?
Wieder im Buchladen, in dem ich etwas von Wohnzimmer oder Bibliothek empfinde. Erschöpft auf dem Kundenpolster sitzen und entzückt zuschauen, wie Lilly Bücher findet, sie mit Zärtlichkeit anfasst. Ihr Lächeln dabei. Ich schenke ihr Thommie Bayers "Singvogel", als sie entdeckt, dass das unsere Geschichte erzählt: älterer Mann, in Medien machend, wird von junger Frau, Studentin, angemailt, und es wird Liebe draus.
Wieder zuhause liest sie es in einem Rutsch. Und ich an unserem "Nostalgieabend" neben ihr im Bett lehnend Tim & Struppi Comics, "Die sieben Kristallkugeln", "Der Sonnentempel" und "Der Fall Bienlein". Den "Sonnentempel" hatte ich als Kind, weil es noch keine Kopierer gab, ausgeliehen aus einer Bücherei, mal abgezeichnet. Rührend finden wir das beide nachträglich. Über das Wasser der Förde, eisgrau, schaue ich gen Neumühlen-Dietrichsdorf, wo irgendwo auf dem Blocksberg (sic! die Straße heißt so) die Zweigstelle der Stadtbücherei steht, wo ich die Comic-Bände dada-mals immer wieder auslieh und von wo man auf das gegenüberliegende Fördeufer sch[a/e]uen konnte, durch die Regalgitter, wo ich jetzt stehe, an eisgrauen Frühstjahrsnachmittagen. Wie sich das alles fügt, verzahnt, fast tränen-tropfend, sinnlich sentimental.
Seidiger Tag, seidige Nacht. Restschneevongestern.
oegyr - 2. Mär, 06:15
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