Dienstag, 19. Januar 2010

Mo, 18.1.10 (Di, 19.1.10, 6:30): Leinwand 2

Natürlich bin ich betrunken, man riecht's aus meinem Maulaffen Feilhalten der Rührung. Doch es ist nicht die Überdosis Wein, die mich weinen macht. Wir schauen "Mach's noch einmal, Sam", Woody Allens Hommage an "Casablanca" und andere Abschiede, die aufbrüchig sind.

Meine Tränen schon in der Eingangssequenz ob der Gefühlsgewalt, die Leinwand entfachen kann, muss ich ihr nicht verhehlen, ihr, die sich mir an- und armnimmt. Später, als ich an dem Film, der Hommage der Hommage, bastele, es Sam noch einmal nachmache, wenn ich im Hinterhof iPhone-Filme mache, verschneit, verliebt, verzückt, verzottelt, ist sie eifersüchtig auf das Projekt. Sie leidet wie ich daran, dass ich zuweilen im Text verschwinde.

Halten wir das aus?



Uns bleibt Paris, das G. des Walds. Wir begegneten uns auf provisorisch projiverzierten Leinwänden, jetzt spannen wir sie auf, auf dass sich darauf nichts projiziert als Wir, Rick und Lilly ...

Während ich daran arbeite, sorgt sie sich um das Ratpack, das wir morgen einswingen werden. Martin und Sinatra, Dean und Frank. Wenn sie geht, tanzt sie, elfisch ihren Schritt auf der zehengängerischen Fußnote, ohne die jeder Text von mir einsam, verwaisenhöflicht wäre.

Eben noch küsse ich sie wach und in den Schlaf. Sie weiß um solchen Verzicht. Sie weiß, was ich texte und tanze. Soll ich darob ruhig werden, an diesem Tag, unverwirrt? Der neue, der neunzehnte ist schon da. Und jetzt, zwei Wände, zwei Zeilen, zwei Sekunden Film weiter schlafe ich mit ihr ein.

Unsere Kinder schnüffeln am Text. Und an dem "Beginn einer wunderbaren Freundschaft" ("Casablanca") aus Schneelicht und Verzicht.

So, 17.1.10 (Di, 19.1.10, 4:06): Leinwand 1

Der Tag ist das unschuldig weiße Leichentuch, das die Nacht kleidet. Ins Bett, als es aufdämmert, daraus, als es verdämmert. Vom trägen Auge nicht wahrnehmbar - nur weil das Auge träge ist, träger übrigens, überlistbarer als das Gehör, ist Kino möglich – ist es die Hälfte der Zeit im Kino dunkel. Licht ist Arbeit, Traumarbeit. Und Trauerarbeit.

Lillys Trauer, dass ich nicht wach werde. Ihre Küsse auf das nachtbleiche Tuch, meine Leinwand.

Auf der vor der surrealen Endzeitfantasie "1984" die erträgliche Leichtigkeit des Seins in "Stille Tage in Clichy". (Forcast: "Uns bleibt immer Paris"; uns bleibt immer der Waisenhof; uns bleibt immer die Rat(ten)hausstraße).

Text aus Screenshots:



Im Bad der Lilien Verse aus Lippenstift auf den Kacheln. Text nackt in der Nacht.



Fußnoten der Leidenschaft. Sie dirigiert Paganini – mit den Zehenspitzen.



Carl küsst Clichy. Inmitten des inszenierten Klischees klingt es nach jener Sünde, die Tugend ist (Auf(er)stehen mit den Vögeln).



Das Umbeinen der Verse im nicht geschriebenen Gedicht, das sich mir träumt als Prosa, die über die Zeilenenden hinweg eilt. Später, layoutend schlechte Werbetexte, fällt mir auf und ein, dass jeder Text, im Hirten des Layouts in Zeilen gebrochen, verst. Als würden wir, die uns Verdichtenden, dahin kommen, dass aus dem Kontinuum der Zeit(verschiebung) Verse dadurch entstehen, dass wir nicht über den Blattrand malen (layouten) (schreiben). Das Papier, noch weiß wie die Leinwand, als Fläche der gesundenden Begrenzung, als Abbruchkante der Sätze/Verse über dem Abgrund.

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